domenica 16 settembre 2012

Sara's Anekdoten aus Italien: Der Bluttest




FANTASIA ITALIANA

Ich wollte mal wieder einen Bluttest machen lassen. Einfach so, zur Kontrolle. 

In Deutschland geht man zum Hausarzt und sagt „Guten Morgen, Herr Hausarzt, ich möchte gerne einen Bluttest machen
lassen“. Der Hausarzt sagt „Aber gerne, liebe Frau Gasparri“. Er steht auf, öffnet sein Schränkchen, nimmt alles was er dazu braucht und entnimmt mein Blut dort, in zwei Minuten. Dann schickt er alles zum Labor und nach einigen Tagen hat man das Ergebnis. Langweilig. Es fehlt Fantasie, Kommunikation, Sozialisierung. Dagegen haben wir uns in Italien etwas Nettes gedacht:
 
Man gehe zum Hausarzt. Termine werden nicht vergeben. Man gehe sehr früh, man schreibe sich in eine Liste ein und man warte eine oder zwei Stunden, um mit dem Arzt sprechen zu können. Wenn es regnet gibt es mehr zu warten. Alte Leute gehen gerne zum Arzt, der ist ja sooo nett! Zu Hause ist langweilig. Deswegen sind sie schon eine Stunde vorher da, bevor die Praxis aufmacht. Die Möglichkeit, unter den Ersten in der Liste zu sein erhöht sich, je dunkler noch der Morgengrau ist.

Der Arzt ist sehr nett und schreibt eine Überweisung, weil er ja selber die Blutentnahme nicht machen kann. Wäre banal.

Man gehe dann um 7:30 Uhr in einer USL (Unità Sanitaria Locale), etwas zwischen die AOK und ein Ärztehaus. Da gibt es seit einer Stunde die oben genannte alte Leute, dieselben, die nach dem Hausarztbesuch mal etwas Anderes machen wollten, und warum denn nicht Blut untersuchen lassen. Schadet ja nicht.

Man nehme eine Nummer: Um 7:40 Uhr war ich Nummer 72. Habe ich im Schlaf gesehen, meine ich. Oh, aber ich bin ganz schlau: Ich habe ein Buch mit! Man sitze mit 70 anderen Leute in einem Raum. Man höre wie sie am Handy mit der Mutter das Mittagessen planen, wie sich beim Zeitungslesen über Berlusconi und die Farabutti (so nennt er uns alle, „Gauner“) lästert und die eigene ganze Klinikakte rezitiert.

Man warte eine Stunde und 15 Minuten. Man ginge rein, um … EINE ZWEITE NUMMER ZU BEKOMMEN! Glaube ich ja nicht! Ich habe Schlange gestanden, um in einer anderen Schlange zu stehen! Na gut. Aber die zweite Nummer muss man sich ja verdienen: man bekommt einen Zettel.
Man ginge zur Kasse in anderem Raum, bezahle 31,50€ (ich) – kein Bancomat – und man kehre wieder zur Frau, um die zweite Nummer zu bekommen. Nummer 45.

Man ginge im Flur und man warte, bis man gerufen wird. Die gerade Zahlen links, die ungerade rechts. Ich sehe wie Nummer 42 und 44 und 46 reingehen. Aber ich bin ja ungerade, ich muss warten.

Man gehe rein und ENDLICH – wenn die Hoffnung fast gestorben ist – gibt es eine wirklich sehr nette Dame, die Blut entnimmt: was für eine Befreiung! Ich habe es geschafft!!

Die Ergebnisse, die muss man aber nach 3 Tagen um 11:30 Uhr holen. Was? Wer arbeitet, wie soll er es machen? Vollmacht ist die Lösung, dafür haben wir ja genug Eltern, Kinder, Nachbarn, Kollege, die darauf warten, für uns Schlange zu stehen...


Denkt daran, das nächstes Mal, bei der Blutentnahme bei eurem deutschen Hausarzt: In Italien hättet ihr viiiiiel mehr Spaß!

(Sara Gasparri, 2008)

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